Leitungswasser in Viernheim
Nur die älteren Bürger können sich noch an die gemeinschaftlichen von mehreren Haushalten benutzten Ziehbrunnen erinnern. Zu Beginn dieses Jahrhunderts Ließen viele Hauseigentümer Brunnen mit Pumpen schlagen und verfügten somit über eine eigene Wasserversorgungsanlage. Damals war das Käfertaler Wasserwerk längst in Betrieb. Mannheim und die umliegenden Gemeinden wurden von da bereits mit Wasser versorgt. Infolge der schlechten wirtschaftlichen Verhältnissen nach dem Weltkrieg und der vordringlichen Stromversorgung erschien das Thema der Wasserversorgung erst im Frühjahr 1924 in der Tagesordnung des Gemeinderats. Dann allerdings gings schnell. Hauptsorge der für die Vorarbeiten gebildeten Drei-Mann-Kommission war die Besorgung des notwendigen Darlehens auf dem unergiebigen innerdeutschen Kapitalmarkt. Nach direkten Verhandlungen einiger Gemeinderäte mit der Stadt Mannheim erklärte sich diese bei annehmbaren Bedingungen zur Finanzierung bereit. Als im April 1926 die Kommunale Landesbank in Darmstadt ein 500.000 Mark Darlehen gewährte, beschloß der Gemeinderat den Bau der Wasserversorgungsanlage „nach dem vom Kulturamt in Darmstadt ausgearbeiteten Projekt“.
Die errechneten Gesamtkosten beliefen sich auf rund 400.000 Mark. Die mit den Grab- und Verlegungsarbeiten betrauten Firmen mußten als Sicherheit eine fünfprozentige Kaution stellen. Die Rohre und Formstücke kamen von auswärtigen Firmen. Bald glich Viernheim einer einzigen Baustelle. Dank der Aufteilung in verschiedene Arbeits-Lose war das Rohrnetz in einem halben Jahr verlegt, 300 Haushalte angeschlossen und ebensoviel Wassermesser eingebaut. Die Wasseranschlußkosten in Höhe 36 Mark konnten ratenweise entrichtet werden. Einigen Ärger bereitete die Wiederherstellung der Straßen. Absenkungen des Erdreichs im Jahre 1928 mußten von den Unternehmern bereinigt werden. Laut der ersten Bezugsordnung kostete ein Wasseranschluß 60 Mark. Dem kältesten Winter dieses Jahrhunderts 1928/29 hielt das Ortsnetz schadlos stand. Allerdings wurden Hausleitungen und Wassermesser in Mitleid gezogen. Durch das Auftauen mit offener Flamme kam es vielfach zu kleinen Bränden. Nach der Verlängerung des Netzes zum Tivoli (1928) folgte 1932 Netzerweiterungen in der Wald-, der Friedrich-, der Gartenfeld- und in der Friedrich-Ebert-Straße. Die Anschlußaktion zog sich bis Ende der dreißiger Jahre hin.
Damals wurde pro Kopf und Monat nur ein Kubikmeter Wasser verbraucht. Mit der Steigerung nach dem letzten Krieg tauchten neue Probleme auf, so daß der Kanalisation und der infolge der starken Motorisierung notwendig gewordene Schutz des Grundwassers. Bei der hydrologischen Untersuchung der Grundwasserströme zum Bau eines Wasserwerks Käfertal im Jahre 1888 war festgestellt worden, daß ein Grundwasserstrom mit der Geschwindigkeit von 0,0003 m/sec = 1 m/h vom Odenwald zum Rhein fließt, also unter Viernheim hindurch. Das bedachte Problem zur Bildung von Wasserschutzzonen wurde dringlich, als wegen einer Grundwasserverseuchung durch Benzin 8 von Hundert Brunnen stillgelegt werden mußten. Laut eines Gutachten der Technischen Hochschule in Karlsruhe ist das Wasser bei einer Verdünnung von 1 : 800.000.000 noch ungenießbar.
So kam es zu einem Lageplan, in dem Wasserschutzzonen ausgewiesen sind. Dabei wurden drei Zonen unterschieden: das Fassungsgebiet, die engere und die weitere Schutzzone. Beide erstreckten sich hauptsächlich in der Viernheimer Gemarkung. Die Bestimmungen über die Wasserschutzzonen traten 1959 in Kraft.
Zwischenzeitlich war die Stadt auf rund 20.000 Einwohner angewachsen und die Wasserversorgung mit einer Einspeisung nicht mehr sichergestellt.