Ab August 1922: es ward elektrisches Licht


Relativ spät entschloß sich der Viernheimer Gemeinderat zur Einführung der Elektrizität. Nachdem man sich schon 1920 damit befaßt hatte, dauerte es noch bis zum 21. August 1921, bis Gemeinderat und Baukommission Verhandlungen „zur Beschaffung und Abgabe elektrischer Energie“ freigaben. Inzwischen hatte sich schon die Nährmittelfabrik (später: Mühle Deeg) in der Hügelstraße, die Gebrüder Brechtel in der Ringstraße (Sägewerk) und die Firma Levinger und Feibel (Korsettfabrik) über den Anschluß an die OEG-Bezugsleitung mit Strom versorgt. So konnte man sich an Ort und Stelle von der „Reinlichkeit, Gesundheit und Gefahrlosigkeit dieses Lichtes“ überzeugen.


Dank zügiger Verhandlungen liefen schon im Oktober 1921 fünf Angebote zum Bau des Ortsnetzes ein, die von dem Sachverständigen, Oberbetriebsinspektor Gudernatsch, Darmstadt, mit Mühe auf „ganz gleiche Grundlagen“ gestellt wurde. Als billigster Anbieter erhielt die Rheinische Elektrizitäts AG in Mannheim am 31.10.1921 zum Preis von 1.357.659 Mark den Zuschlag. Mit der Lieferung von zwei Trafos mit einer Leistung von je 25/50 kVa, einem Trafo mit 5/100 kVa sowie von 600 Stromzählern wurde die Firma BBC beauftragt. Die notwendigen 600 Zählertafeln wurden bei der Rheinischen Elektrizitäts AG bestellt. Im gleichen Jahr noch wurde mit dem Bau der drei Transformationenstationen begonnen, und zwar im Rathaus, am alten Friedhof und in der Waldstraße. Die am 14.12.1921 vom Gemeinderat gebildete Elektrokommission, die fünf Gemeinderäte sowie Gasmeister Mandel und Baumeister Berberich angehörte,,konnte selbständig und definitiv beraten und beschließen.Dem Elektrofachmann Peter Hanf wurde die Abnahme der Hausanschlüsse und -installationen anvertraut.


Bedingt durch die Inflation, verschlechtern sich die wirtschaftlichen Verhältnisse ständig. Die Erstellung des Ortsnetzes konnte zwar im August 1922 als abgeschlossen angesehen werden, aber die Beschaffung der Stromzähler machte Schwierigkeiten. Schließlich wurden diese andersweitig besorgt, und zwar so vorteilhaft, daß man später eine große Anzahl mit guter Rendite wieder verkaufen konnte. Trotz der mißlichen Verhältnisse konnte ab August 1922 die Elektrizität nach und in de Haushalten ihren Einzug halten. Zu gleicher Zeit wurden auch die Straßenbeleuchtung von Gas auf Strom umgestellt.